Ruzicka-Preis 2020 für Patrick Hemberger

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Lignin ist eine der häufigsten organischen Verbindungen der Welt. Was, wenn sich dieser komplexe Stoff einfach in nachhaltigen Treibstoff umwandeln liesse? Patrick Hemberger, Wissenschaftler am Paul Scherrer Institut in Villigen, fand erstmals einen effizienten Weg, um diesen Prozess genau zu untersuchen. Für seine Forschung erhielt er den Ruzicka-Preis 2020. Das Video zur Preisverleihung und Award Lecture sind nun online.

von Julia Ecker
Patrick Hemberger bekommt den Preis von Detlef Günther überreicht.
Patrick Hemberger bekommt den Ruzicka Preis 2020 von Detlef Günther überreicht.

Video: Ruzicka-Preisverleihung und Award-Lecture

„Versteht man die Zwischenprodukte, versteht man die Chemie hinter den reaktiven Systemen – sie sind das fehlende Puzzleteil“, das hat Patrick Hemberger als Wissenschaftler an der Vakuumultraviolett (VUV)-Strahllinie am Paul Scherrer Institut (PSI) bereits früh erkannt. Standard-Werkzeuge wie die Gas-Chromatographie konnten diese Zwischenprodukte (Intermediate) – reaktionsfreudige Moleküle also, die im Verlauf einer chemischen Reaktion unter bestimmten Bedingungen entstehen – aber bislang nur unzureichend erfassen. So etablierte er iPEPICO (Imaging Photoelectron Photoion Coincidence Spectroscopy) als in-situ-Analyseinstrument und leistete Pionierarbeit, indem es ihm gelang, reaktive Intermediate bei Verbrennungen zu detektieren oder Fulvenon als zentrales reaktives Zwischenprodukt bei der katalytischen Pyrolyse des Ligninbestandteils Guaiacol nachzuweisen. Dies könnte dazu beitragen, die nachhaltige Umwandlung von Lignin zu Feinchemikalien und Brennstoffen via katalytischer Schnellpyrolyse wirtschaftlicher zu gestalten.

Für seine Arbeiten zur Aufklärung des Pyrolyse-Mechanismus durch Erforschung der reaktiven Zwischenprodukte in der heterogenen Katalyse erhält Dr. Patrick Hemberger einen der wichtigsten Nachwuchsförderpreise für junge Chemiker*innen in der Schweiz: den Ruzicka-Preis 2020 , verliehen vom Departement für Chemie und Angewandte Biowissenschaften der ETH Zürich. Künftig möchte Hemberger weitere Prozesse sowie Intermediate erforschen und neue Synchrotron-Werkzeuge dafür entwickelt werden.

 

"Der Ruzicka-Preis bedeutet für mich eine grosse Ehre. Es freut mich, dass meine Forschung jetzt auch ausserhalb des PSI und der eigenen Forschungscommunity solche Anerkennung findet."Dr. Patrick Hemberger

Patrick Hemberger (*1981) stammt aus Würzburg, Deutschland. Nach einer Laborantenausbildung, studierte er dort Chemie und beschäftigte sich in seiner Diplomarbeit bei Prof. Ingo Fischer mit der Photoionisation reaktiver Moleküle mittels Synchrotronstrahlung. 2011 promovierte er in Fischers Gruppe nach nur zweieinhalb Jahren über Spektroskopie und Dynamiken reaktiver Intermediate. Dann wechselte er ans PSI, wo er seither für die Entwicklung, Wartung und Nutzerbetreuung der VUV-Strahllinie verantwortlich ist und Forschung betreibt. Seit 2016 ist er dort Principal Investigator in mehreren Projekten sowie Beamline Scientist in der Reaktionsdynamik-Gruppe im Labor für Synchrotronstrahlung und Femtochemie. Er leitet das Chemielabor für externe Nutzer und ist sehr in der Lehre engagiert. Patrick Hemberger hat bis dato 113 Publikationen veröffentlicht und etliche Forschungsgrants erhalten.

Andras Bödi, Patrick Hemberger, Christoph Bostedt
Andras Bödi, Patrick Hemberger und Christoph Bostedt bei der Preisverleihung.

Ein persönliches Portrait des Preisträgers mit Interviews sowie weitere Informationen zu seiner Forschung finden Sie unter: https://chab.ethz.ch/news-und-veranstaltungen/d-chab-news/2020/11/in-search-of-the-last-puzzle-piece.html

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