Gisbert Schneider erhält Ernst Schering Preis

Die Schering Stiftung ehrt Gisbert Schneider mit dem Ernst Schering Preis 2022 für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der KI-gestützten Arzneimittelentwicklung. Durch seine visionäre Forschung hat Gisbert Schneider den Transfer dieses neuen Konzepts in die industrielle Anwendung ermöglicht. So werden heute weltweit potenzielle Wirkstoffe schneller identifiziert und auf mögliche Nebenwirkungen untersucht.

Portrait Gisbert Schneider

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die medizinische Chemie hat die pharmazeutische Wirkstoffforschung für immer verändert. Gisbert Schneider – Professor für Computer-Assisted Drug Design am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften (IPW) im Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften (D-CHAB) der ETH Zürich und Direktor des Singapore-ETH Centre – verfolgt mit seinem Team einen Ansatz, der eine maschinelle Intelligenz mit der Synthese pharmakologisch relevanter chemischer Stoffe verbindet. Seine Methode baut dabei auf dem Wissen über bekannte Wirkstoffe, Naturstoffe und deren Wirkungen auf und entwirft mittels Künstlicher Intelligenz (KI) neue Arzneimittelkandidaten mit gewünschten Eigenschaften. Die Entdeckung von Medikamenten wird so massgeblich erleichtert.  

Der erwähnte Prozess stellt ein anspruchsvolles mehrdimensionales Problem dar, bei dem verschiedene Eigenschaften von Wirkstoffen – einschliesslich der chemischen Synthetisierbarkeit und pharmakologischen Aktivität – parallel optimiert werden müssen, um neue Wirkstoffkandidaten zu entwerfen. So nutzt Gisbert Schneider die automatische chemische Synthese, biochemische Tests und insbesondere Methoden der Künstlichen Intelligenz, um die Designhypothese durch Feedback kontinuierlich zu verbessern. Auf diese Weise können viele Bereiche dieses mehrdimensionalen Prozesses auf dem Weg zu potenziellen Arzneistoffen stärker automatisiert werden. Heute ermöglicht diese Technologie bereits eine vielfach effizientere Identifikation potenzieller Arzneistoffe und erhöht damit deutlich die Erfolgschancen bei der Entwicklung neuer Medikamente.

Für seine herausragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Moleküldesigns, insbesondere der Entwicklung maschineller Lernmethoden zur Vorhersage der Aktivität pharmakologischer Wirkstoffe, erhält Gisbert Schneider nun den Ernst Schering Preis 2022.  

Portrait Gisbert Schneider
«Die Verleihung des Ernst Schering Preises ist eine grosse Anerkennung für unsere Arbeiten. Unsere Computermodelle ahmen die menschliche Kreativität nach, indem sie aus historischen Daten lernen. Dabei wird nicht nur die chemische Struktur eines Moleküls berücksichtigt, sondern auch dessen potenzielle biologische Wirkung.»
Portrait Gisbert Schneider
Gisbert Schneider

«Ich freue mich sehr darüber, dass unser Konzept der angewandten «künstlichen Intelligenz» bereits in zahlreichen Forschungseinrichtungen und Pharmaunternehmen weltweit Wirklichkeit geworden ist und bahnbrechende Erfolge erzielt,» sagt Schneider. Dennoch gebe es künftig noch einige Herausforderungen zu bewältigen, etwa «die Integration in die Laborautomatisierung und entsprechend angepasste Schnittstellen, um die menschliche und maschinelle Kreativität optimal aufeinander abzustimmen.»

Eine siebenköpfige Jury internationaler Wissenschaftler*innen hat Schneiders Forschungsarbeiten unter einer Vielzahl herausragenden Nominierungen ausgewählt. Der Transfer seines innovativen Konzepts in die medizinische Chemie und chemische Biologie wird als ein wichtiger Beitrag zur Theorie und Praxis der modernen Biomedizin gewürdigt. Der Ernst Schering Preis wird jährlich vergeben und ist mit 50.000 Euro dotiert. Er ist einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftspreise.

Preisverleihung und Vorlesung finden am 29. September 2022 statt. Mehr Informationen finden Sie externe Seitehier

Gisbert Schneider studierte Biochemie an der Freien Universität Berlin, wo er 1994 promovierte. Nach internationalen Post-Doc Aufenthalten trat er Roche Pharma in Basel bei. Parallel habilitierte er sich an der Universität Freiburg. 2002 wechselte er von der Industrie an die Goethe-Universität Frankfurt auf die Beilstein Stiftungsprofessur für Chemie- und Bioinformatik. Seit 2010 ist er ordentlicher Professor für Computer-Assisted Drug Design am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften (Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften) an der ETH Zürich. Seit 2021 ist er Direktor des Singapore-ETH Centres. Schneider gründete mehrere Start-Up Unternehmen. Seine Forschungsarbeiten wurden mit zahlreichen Auszeichnungen international gewürdigt.

Schneider Gruppe "Computer-Assisted Drug Design"

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