Neue Ausstellung im D-CHAB: Die Kunst der Chemie

Wie sieht es unter der Haut aus? Kann man tausende Zellen in Sekunden untersuchen? Welche Form hat ein Katalysator und kann man Aerosole sehen? Die Ausstellung The Art of Chemistry – im H-Stock, HCI-Gebäude oder online und kuratiert von Julia Ecker und Oliver Renn (PR D-CHAB) – nähert sich der Wissenschaft auf andere Art. 13 Bilder geben Einblick in Forschungsgebiete des D-CHAB und zeigen, dass Chemie nicht nur spannend, sondern auch schön ist, manchmal sogar Kunst.

von Julia Ecker

Forschende in der Chemie sehen sich bisweilen als molekulare Handwerker – sie lernen ihr Handwerk, werden Meister darin, schaffen Neues, erweitern Bestehendes, finden Lösungen und sind begeistert vom Potenzial der Chemie, die Welt positiv zu verändern. Eine gute Motivation. Doch abgesehen davon finden sie die Welt der Moleküle auch einfach schön: seien es die leuchtenden Farben und ästhetischen Formen von anorganischen Verbindungen, die beeindruckenden Molekülarchitekturen in der Organik oder elegant angelegte molekulare Bindungstaschen. Dies sieht jedoch nur, wer interdisziplinär Publikationen durchforstet oder gar selbst über den nötigen Laborzugang verfügt.  

In der Öffentlichkeit fehlen solche Bilder und Eindrücke bisweilen, was auch dazu beitragen mag, dass Chemie tendenziell für viele eher abstrakt und komplex wirkt als schön und ästhetisch. Bilder können die Molekülwelt greifbar machen, können Faszination wecken und auf attraktive Weise buchstäblich vor Augen führen, wie vielgestaltig wissenschaftliches Arbeiten, Chemie und ihre Anwendungen sein können. Anregend ist dies nicht nur für fachfremde Personen, sondern eben auch für Forschende, die sich innerhalb der Chemie oft mit ganz unterschiedlichen Forschungsgebieten beschäftigen und nicht alles überblicken können. Daher hat Öffentlichkeitsarbeit D-CHAB die diesjährige Internationale Chemieolympiade zum Anlass für eine kleine Ausstellung genommen, welche gegebenenfalls auch auf Wanderschaft geschickt werden könnte.

Rainbow crystal structure Ortocetamol, x ray cristallography (Photo: Michael Wörle)
Photo: Michael Wörle

«The Art of Chemistry» zeigt 13 grossformatige Bilder aus der Forschung am D-CHAB, jeweils ergänzt durch einen kurzen Text. So gewinnen wir mit einem Bild beispielsweise Einblicke in die Kristallografie und die Arbeit des Small Molecule Crystallography Centers. Es zeigt eine mikroskopische Aufnahme einer dünnen, kristallinen Schicht von Orthocetamol, schnell gewachsen durch Schmelzen und anschliessendes promptes Erstarren. Wer hätte gedacht, dass selbst trübe, an sich farblose Verbindungen wie Orthocetamol in allen Farben des Regenbogens leuchten können?

Photopolymerizations reactor (inside) (Photo: Debora Thöni)
Photo: Debora Thöni

Nicht weniger erstaunlich ist das Innenleben eines Photopolymerisationsreaktors – aus der gewählten Perspektive betrachtet, wirkt er wie eine Maschine aus einem Science-Fiction-Film. Tatsächlich aber ermöglicht er die chemische Verbindung kurzer Monomermoleküle zu langen Polymerketten. Debora Thöny wurde für dieses Bild mit einer lobenden Erwähnung beim Wissenschaftlichen Bildwettbewerb des Schweizerischer Nationalfonds (SNF) bedacht.

Aerosol measurement (Photo: Signorell Group)
Photo: Ban et al.

Ein anderer Bereich ist wiederum die Aerosolforschung. Das Bild zeigt, wie Laserlicht durch eine Aerosolprobe gestreut wird. Es entsteht ein zweidimensionales Muster, das Informationen über Grösse und Ladungsverteilung der Aerosolpartikel enthält – wichtige Details, um z.B. photochemische Reaktionen zu erforschen, die sich auf die Atmosphärenchemie auswirken können.

Dies sind nur einige Beispiele. So kann man jetzt also wandseitig im Foyer des H-Stocks (HCI Gebäude, Hönggerberg) visuell in die aktuelle Forschung am D-CHAB eintauchen, während die Vitrinen im Zentrum des Foyers die Anfänge der Chemie und Pharmazie an der ETH Zürich zeigen. Für alle, die die Ausstellung nicht live besuchen können oder sich mehr Information zu den Bildern wünschen, gibt es zudem eine Online-Variante der Ausstellung, entwickelt und gestaltet von Maria Pechlaner.

Aber nicht vergessen: Die grossen gedruckten Bilder hinterlassen einen ganz anderen Eindruck als deren kleine digitale Geschwister auf dem Handy- oder Computerbildschirm! Ein Besuch lohnt sich!

Wir wünschen viel Spass beim Entdecken!

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